Umweltthemen aus christlicher Sicht
Vielfach wird bemängelt, dass das Thema Umweltschutz im Wahlkampf zu kurz kam. Ein christlicher Blick auf Umweltthemen in Deutschland sollte sich von biblischen Prinzipien leiten lassen, anstatt sich von ideologischen Strömungen vereinnahmen zu lassen. Es gibt eine klare Verantwortung des Menschen für die Schöpfung, aber auch eine gesunde Distanz zu Übertreibungen oder esoterischen Naturkulten.
Die Bibel beginnt mit der Aussage: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ (1Mo 1,1). Gott ist der Schöpfer, und der Mensch wurde als Verwalter in diese Welt gesetzt. „Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn baute und bewahrte.“ (1Mo 2,15). Das hebräische Wort für „bewahren“ (shamar) bedeutet nicht nur „schützen“, sondern auch „hüten“ oder „verantwortlich bewirtschaften“. Es geht also nicht darum, die Natur sich selbst zu überlassen, sondern sie weise zu nutzen und zu pflegen.
Die ursprüngliche Schöpfung war vollkommen, doch mit dem Sündenfall kam die Verderbnis über die Welt: „Verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Kummer sollst du dich davon nähren dein Leben lang.“ (1Mo 3,17). Seitdem leidet die Schöpfung unter der Sünde des Menschen. Römer 8,22 spricht davon, dass die gesamte Schöpfung „seufzt“ und auf Erlösung wartet. Dies zeigt, dass Umweltzerstörung letztlich ein Symptom der gefallenen Welt ist.
Die Verantwortung für die Umwelt ergibt sich also aus unserer Berufung als Verwalter. Allerdings darf dieser biblische Umweltschutz nicht in eine Ideologie umschlagen, die den Menschen als Feind der Natur sieht oder die Natur über den Menschen stellt. Das biblische Bild ist klar: Der Mensch steht über der Schöpfung, aber nicht als Tyrann, sondern als weiser Haushalter. Beispiele für biblischen Umweltschutz sind Nachhaltigkeit – schon im Alten Testament gab es Gebote zum Schutz der Ressourcen, z. B. das Sabbatjahr für das Land (3Mo 25,4) oder das Verbot, Obstbäume in Kriegszeiten zu fällen (5Mo 20,19-20). Auch die verantwortungsvolle Nutzung wird betont: „Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs“ (Spr 12,10) – ein Prinzip, das gegen Tierquälerei, aber nicht gegen Landwirtschaft spricht. Schließlich lehrt Jesus in Mt 6,26, dass Gott selbst für die Schöpfung sorgt. Panikmache über den Zustand der Welt widerspricht diesem Vertrauen.
Ein Problem in der aktuellen Umweltdebatte ist, dass viele Ideologien das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur verschieben. In Röm 1,25 warnt Paulus davor, dass Menschen „die Kreatur ehren und dienen mehr als dem Schöpfer“. Während die Bibel den Menschen als Verwalter der Schöpfung sieht, propagieren einige moderne Umweltbewegungen eine Weltanschauung, die den Menschen als Hauptproblem der Erde darstellt. Diese Sichtweise führt dazu, dass nicht mehr nur Umweltschutz, sondern eine radikale Abwertung des Menschen im Mittelpunkt steht.
Ein Beispiel hierfür ist die Forderung nach drastischen Bevölkerungsreduktionen oder Einschränkungen für die Menschen im Namen des Klimaschutzes. In manchen Kreisen wird bereits offen diskutiert, dass die Erde ohne den Menschen besser dran wäre. Diese Denkweise widerspricht der biblischen Lehre, die den Menschen als Krone der Schöpfung beschreibt (Ps 8,6). Der Mensch ist nicht ein Parasit auf der Erde, sondern ein von Gott geschaffener und mit Verantwortung betrauter Verwalter.
Ein weiteres Problem ist die Emotionalisierung und Moralisierung der Debatte. Wer den aktuellen Umweltnarrativen nicht uneingeschränkt folgt, wird oft als „Klimaleugner“ oder „Feind der Zukunft“ diffamiert. Kritische Fragen zu wissenschaftlichen Modellen oder politischen Maßnahmen sind kaum noch erlaubt. Hier zeigt sich ein fast religiöser Eifer, der keine Debatte mehr zulässt. Doch biblische Weisheit mahnt zur Besonnenheit: „Prüfet aber alles, und das Gute behaltet.“ (1Thess 5,21). Christliche Verantwortung bedeutet nicht blinden Aktivismus, sondern besonnene Entscheidungen auf Grundlage von Wahrheit und Maß.
Auch wirtschaftliche und soziale Aspekte werden oft ausgeblendet. Eine Umweltpolitik, die Menschen in Armut treibt oder grundlegende Bedürfnisse wie Heizen, Mobilität und Nahrung unbezahlbar macht, kann nicht mit christlicher Ethik vereinbar sein. In Spr 29,7 heißt es: „Der Gerechte erkennt die Sache der Armen; aber der Gottlose achtet nichts.“ Es ist heuchlerisch, wenn wohlhabende Länder von Entwicklungsländern Verzicht fordern oder der Mittelstand durch hohe Abgaben belastet wird, während die Elite unberührt bleibt.
Die Bibel lehrt eine verantwortungsvolle Nutzung der Ressourcen. So waren Ackerbau, Viehzucht und Fischfang zentrale Aspekte des Lebens im Alten Testament. Gott segnete den Menschen mit fruchtbarem Land und gab Anweisungen, wie es genutzt werden sollte. In 5Mo 8,7-10 beschreibt Mose das verheißene Land als ein Land „da es kein Mangel an irgend etwas ist“. Die Nutzung der natürlichen Ressourcen wird hier nicht als etwas Negatives dargestellt, sondern als göttlicher Segen.
Zugleich gibt es biblische Warnungen vor Raubbau und Verschwendung. In 2Chr 36,21 wird das Exil Israels damit begründet, dass das Volk das Sabbatjahr des Landes missachtet hat – ein Zeichen dafür, dass Gott auch den schonenden Umgang mit der Natur ernst nimmt. Auch in Spr 21,20 heißt es: „Im Hause des Weisen ist ein kostbarer Schatz und Öl; aber ein törichter Mensch vergeudet es.“ Der weise Umgang mit Ressourcen ist also eine Tugend, die Gott von seinem Volk erwartet.
Jesus selbst nutzte Ressourcen maßvoll. In der Speisung der Fünftausend befiehlt er nach dem Wunder: „Sammelt die übrigen Brocken, dass nichts umkommt.“ (Joh 6,12). Hier zeigt sich ein Prinzip der biblischen Haushalterschaft: Segen darf nicht leichtfertig verschwendet werden.
Letztlich wissen wir, dass diese Welt vergänglich ist. Offenbarung 21 spricht von einem neuen Himmel und einer neuen Erde. Das bedeutet nicht, dass wir verantwortungslos handeln sollen, aber es setzt eine realistische Perspektive: Der Mensch kann die Welt nicht „retten“ – das ist Gottes Werk. Unsere Aufgabe ist es, mit Weisheit und Maß zu handeln und keine weltlichen Ideologien über das Evangelium zu stellen. Ein biblischer Umweltschutz achtet Gottes Schöpfung, lehnt aber extremistische oder menschenfeindliche Maßnahmen ab.
Möge der Herr unseren gewählten Vertretern die Weißheit geben, die wichtigen Fragen im Umgang mit Gottes Schöpfung gerecht und nach seinem Willen zu beantworten.